• Harald Deilmann.

    Harald Deilmann (1920 – 2008)

    Ein Leben für die Architektur

    Zum 100. Geburtstag von Harald Deilmann hat das Museum der Baukultur einen Film über den Architekten gedreht: ein Gespräch mit den Söhnen Thomas und Andreas Deilmann.

    Harald Deilmanns Architektur mag heute polarisieren, da die Qualität der Architektur der Sechziger und Siebziger Jahre häufig in Frage gestellt wird und die Gebäude dieser Zeit oft ohne Lobby der Abrissbirne zum Opfer fallen. Deilmanns Architektur stellt einen wichtigen gestalterischen Beitrag zur Zeit des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit dar, ist klar Kind ihrer Zeit. Selten wurde Fortschritt und Aufbruch so stark und wirkungsvoll in Form und Raum gegossen. Mit dem filmischen Portrait gibt es nun neben dem für sich selbst sprechenden, sozusagen öffentlichen Werk auch sehr persönliche Einblicke ins Leben des Menschen dahinter.

    Viel Spaß beim Zuschauen:

    https://www.youtube.com/watch?v=NpHDieuDk60&f&

    Foto: Wiechmann Aiette-Shagal

       
  • Gemeinschaftsküche des Wohnbaus in der Stromstraße in Berlin. Geplant von sehw architektur.

    For better living

    SEHW trifft Habermas

    Wie werden wir morgen wohnen? Gegenfrage: Wie wohnen wir denn heute? Oder, um mit dem skandinavischen Möbler unseres Vertrauens zu sprechen: Wohnen wir denn überhaupt noch oder leben wir denn schon?

    Im Angelsächsischen ginge diese Frage ins Leere, steht living doch gleichermaßen für Wohnen und für Leben. Der Sozialphilosoph Jürgen Habermas definiert Kultur, Gesellschaft und Persönlichkeit als die drei Aspekte der Lebenswelt. Habermas war es auch, der den Begriff der Lebenswelt verwendete, weil damit die Probleme der Moderne besser zu erfassen sind. Und hier sind wir an einem wichtigen Punkt, wenn wir die Frage beantworten wollen, wie wir morgen besser leben. Die Brücke also schlagen wollen sozusagen von der Urhütte hin zu einem science-fiction-artigen Leben im Orbit oder wo auch immer. Unsere Lebenswelt hat sich rationalisiert, was dazu geführt hat, dass sich die Menschen von einer immer mehr Maschine gewordenen Moderne entfremdeten, sie wieder von der Urhütte träumen, die in den letzten Jahrzehnten das stadtflüchtende, suburbane Eigenheim war.

    Wenn sich Lebenswelt durch Kultur, Gesellschaft und Persönlichkeit definiert, dann werden wir angesichts der Umwälzungen, die unserer Gesellschaft bevorstehen, über neue Lebens- und Arbeitswelten nachdenken müssen. Und tun dies auch bereits sowohl in der Theorie als auch mit For Better Living in der Praxis.

    Lebenswelten und Arbeitswelten der Zukunft werden konfektionierter, aber auch flexibler sein, um sich den Gegebenheiten der jeweiligen Lebensabschnitte anzupassen. Architektur und Design sind imstande, dies zu leisten. Und der Markt ist nah am Kunden.

    "Die Zeiten ändern sich. Und vielleicht kommen wir so doch wieder von einer Vereinzelung der Gesellschaft zu einer Vergesellschaftung der/des Einzelnen."

    In der Konsequenz bedeutet dies: Nicht den Standort, sondern die Idee zum Auslöser der Initiierung von Projekten zu machen. So entstehen präzise, bedarfs- und nutzerorientierte Konzepte bei gleichzeitiger Berücksichtigung der spezifischen Parameter der unterschiedlichen Standorte.

    Individualität spielt eine Schlüsselrolle, denn Persönlichkeit ist Teil dieser Gesellschaft. Das eigene Wohnumfeld ist seit jeher auch Möglichkeit der persönlichen Selbstverwirklichung oder des Selbstdesigns, um mit Peter Wippermann vom Trendbüro zu sprechen. Es ist Ausdruck sozialer Differenzierung. Die/der Einzelne hat ein Faible für das Außergewöhnliche und Neue, der Markt greift dies gerne auf und weckt entsprechende Begehrlichkeiten. Gerade im privaten Bereich lassen sich sehr individuelle Lebenswelten entwickeln bei gleichzeitiger hoher Nachhaltigkeit, denkt man an die Nutzung im Alter. Der flexibel nutzbare Raum, der Wandel zum Prinzip macht, wird Symbol für unsere private Lebenswelt.

    Die Zukunft kann kommen!

  • zentrales Forum mit Lufträumen, einläufigen Treppen und Eingangsbereich der Martin-Niemöller-Gesamtschule in Bielefeld.

    Architektur als Pädagog*in

    über die Schule als Zusammenspiel von Gestaltung, Organisation und Pädagogik

    Dass die Architektur nach den Lehrkräften und den Mitschüler*innen die dritte Pädagogin ist, gilt in der Fachwelt schon als alter Hut. Nichts desto trotz entstehen immer noch reine Flurschulen, in denen der Unterricht nur im gesamten Klassenverband im Klassenraum stattfindet. Nicht mit uns!

    Eine Schule muss mehr können. Unterricht muss flexibel sein, muss in Kleingruppen, im Zweiergespräch oder klassenübergreifend funktionieren. Gute Schulen bieten die Möglichkeit für den flexiblen Unterricht und regen dazu an, sich mit Neuem zu beschäftigen. Flure sind nicht nur Verkehrsflächen, sondern auch Lernräume und Orte der Kommunikation. Es geht immer weniger um die reine Wissensvermittlung, sondern immer mehr darum, Kindern und Jugendlichen die Kompetenz des Lernens zu vermitteln.

    "die Schule als Möglichkeitsraum"

    Wer weiß schon, nach welchen pädagogischen Konzepten in 20 oder 30 Jahren gelehrt wird? Die Schulgebäude, die heute entstehen, brauchen daher die Offenheit, ganz andere Lernformen möglich zu machen.

    Bildung im weiteren Sinne beschäftigt Sehw schon seit der Bürogründung, angefangen mit Hochschul-Instituten der Charité, über Kitasund Forschungsbauten hin zu der momentan bundesweit vorherrschenden Aufgabe des Schulbaus. Grundschulen haben andere Anforderungen und Schwerpunkte als Gesamtschulen oder Gymnasien, es eint sie aber die Herausforderung, für Minderjährige zu bauen, sie ernst zu nehmen und ihnen die besten Rahmenbedingungen für die persönliche Entwicklung zu schaffen. Und eben diese Herausforderung spornt uns an.