Hinter den Kulissen bei sehw

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Hinter den Kulissen bei Sehw
Ein Interview von BauNetz mit Xaver Egger gibt Einblick in die Themen Arbeitsalltag, Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven bei Sehw Architektur. Der ganze Artikel ist auf BauNetz zu finden.

Welche Werte sind Ihnen als Bürogemeinschaft besonders wichtig?
Toleranz, Haltung, Teilhabe, Nachhaltigkeit und Ästhetik. Wenn man betrachtet, was in unserer Gesellschaft zurzeit passiert, dann steht Toleranz an erster Stelle. Bauen hat viel mit Veränderung zu tun. Wir sind darauf angewiesen, dass uns Toleranz entgegengebracht wird. Immer wenn man irgendwo baut, verändert sich für jemanden etwas und irgendjemand ist vielleicht nicht happy darüber, dass es sich verändert. Gleichzeitig fordern die Prozesse Toleranz von uns. Das ist ein wichtiges Thema.
Ein weiterer wichtiger Wert für uns ist Haltung. Wir wollen mit unserer Architektur zu bestimmten Alltagsthemen Haltung beziehen und Häuser bauen, an denen ein großer Teil der Gesellschaft teilhaben kann. Wir wollen für viele Menschen bauen, nicht nur für einen kleinen Teil.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Punkt. Wir bauen nicht nur für die Generation heute, sondern wir bauen für die nächste und übernächste Generation. Durch unterschiedliche Kriterien, ob das ein bestimmter sozialer Nutzungsmix ist, der Nachhaltigkeit ausmacht oder die Bauweise, Vermeidung von bestimmten Baustoffen, Förderung anderer Baustoffe, weg von fossilen Energien, die Betrachtung von Bestand als Ressource und nicht als Müll usw.

“Wir wollen für viele Menschen bauen, nicht nur für einen kleinen Teil.”

Hinter den Kulissen bei sehw
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Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Büro aus?
Es gibt nicht wirklich einen typischen Tag, bedingt durch die Anforderungen der Arbeit, die man gerade zu tun hat und nicht so sehr nach festen Regeln. Natürlich sind die Bauleiter relativ früh da und passen sich damit den Gegebenheiten auf der Baustelle an, die Kreativen möglicherweise erst später und dafür länger. Bonmont in diesem Zusammenhang kürzlich von einer Auftraggebervertreterin: „Sie können nicht erwarten, dass wir nach 16.00 noch zur Verfügung stehen“. Da beginnt in der Regel bei uns der Nachmittag. Konzentrierte Projektarbeit, aber auch projektübergreifende Arbeit wie Austausch, Kommunikation zu bestimmten Punkten und Abstimmungen, sind die Dinge, die den hauptsächlichen Tag ausmachen, Rückzug und Kommunikation. Diese unterschiedlichen Pole müssen sich auch im Raumangebot an die Mitarbeiter*innen niederschlagen. Und wenn es möglich ist, verlagern wir Pausen oder eine Besprechung nach draußen. Was einen besonderen Reiz hat.

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Wie begegnen Sie zukünftigen Anforderungen an die Arbeitswelt im Architekturbüro?
Nun haben wir eine Zeit hinter uns, die ganz gut geeignet ist, um zu testen, wie offen man ist und wie man mit Veränderungen umgeht. Ich halte es dabei mit Adolf Loos: Eine Veränderung, die keine Verbesserung mit sich bringt, ist Verschlechterung. Wo liegen die Veränderungen? Zum einen im Fortschreiten der Digitalisierung des Arbeitsalltags und zum anderen in der Priorisierung und Aneignung von gesellschaftlichen Themen als künftige Bedarfe. Wir haben festgestellt, dass wir uns nicht unbedingt immer physisch treffen müssen, um miteinander kommunizieren zu können. Das schafft Lebensqualität. Und das andere, was sich verändern wird, ist die Veränderung durch Building Information Modeling (BIM). Nicht nur als CAD-Standard, sondern ganz allgemein als Projektmanagementtool. Wir haben zwar eine eingeführte Arbeitsstruktur und ein eigenes Qualitätsmanagement, aber wir werden uns über dieses Tool BIM noch strukturierter aufstellen.

Als Architekten sind wir aber auch der Schönheit verpflichtet. Ästhetik finde ich einen hohen Wert. Das darf sich alles nicht ausschließen. Nachhaltigkeit ist hier ein gutes Beispiel. Früher empfanden wir Gestalter nachhaltige Gebäude häufig als hässlich. Eine Debatte über die Ästhetik der Nachhaltigkeit hat hier geholfen.

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Warum fühlen sich Ihre Mitarbeiter*innen bei Ihnen wohl?
Weil wir ein Haufen Gleichgesinnter sind. Wir haben ein Ziel, das uns verbindet. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft und großen Willen zum Austausch zwischen allen. Wir versuchen das Arbeiten so zu gestalten, dass es Spaß machen kann. Zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeiten oder mit einem eigenen Mobilitätskonzept, indem die Möglichkeit besteht, übers Büro ein Fahrrad anzuschaffen oder eine BVG-Monatskarte. Für erfolgreiche Abgaben gibt es ein gemeinsames Essen, die Kaffeemaschine ist gut, in der Küche gibt es Obst und Nervennahrung. Es sind doch oft die Kleinigkeiten, die es ausmachen. Aber im Wesentlich ist es das eigenbestimmte, eigenverantwortliche Arbeiten, dass sich jeder seine Arbeit selbst einteilen kann, sofern die Leistungsziele erfüllt werden.

Fotos: Ori Jauch